<< Ich habe wieder ein begehrtes Fahrzeug 
Warum so ein altes Radio verbauen? >> 

Manuelles Zündplus mittels Schalter

Was CAN-Bus nicht kann, kann ein kleiner Schalter

Die Vernetzung des »Autoradios« mittels CAN-Bus macht es zu einem multifunktionellen Gerät mit Zusatzfunktionen wie beispielsweise als optisches (und akustisches) Ausgabemedium für die Abstandswarner (neudeutsch: PDC) oder auch die Informationen der Klimaanlage.

Also eigentlich eine nutzbringende Entwicklung welche mittlerweile in viele Fahrzeuge Einzug gehalten hat. Zudem sind die diversen Steuergeräte im Fahrzeug miteinander ebenfalls über den CAN-Bus vernetzt und so sind auch Komfortfunktionen möglich, welche früher so nicht realisierbar waren. So stoppt automatisch der Dauerbetrieb der Scheibenwischer wenn das Auto steht und wenn man den Rückwärtsgang einlegt geht auch von Geisterhand der Heckwischer (um nur zwei Beispiele zu nennen wie Informationen über den Betriebszustand genutzt werden).

Quadlock Stecker im Golf V
Quadlock Stecker im Golf V

Jedoch hat so manche neue Entwicklung auch Kehrseiten. Im Falle vom Golf V (und anderen Fahr­zeugen) wird das Radio nun per CAN-Bus ange­steuert und »weiß« daher wann es sich automatisch ein- und ausschalten soll. Früher wurde das über das umgangssprachliche »Zündplus« gelöst, was auch fast allen Radios aus dem Zubehör per »alter« Be­legung nach ISO noch immer als Einschaltsignal genutzt wird.


Aber: Der Quadlock-Anschluss im Golf 5 verfügt über kein »Zündplus« mehr, daher bekommt ein Nachrüstradio auch nicht einfach per Adapter die Information »jetzt einschalten« wenn man die Zündung einschaltet beziehungsweise es geht nicht mehr von alleine aus wenn man den Zündschlüssel abzieht.

Wie man dem Problem beikommen kann schildere ich auf dieser Seite anhand von drei Lösungsvarianten:

Der erste Lösungsansatz (beziehungsweise eine der beiden vorgestellten Varianten) beinhaltet die einfachste Möglichkeit: Einfach »etwas dazwischenstecken und dann hat man Zündplus«. Wer nicht viel Basteln will ist dort gut aufgehoben.

Die zweite Lösung ist das was ich bei mir umgesetzt habe: Ein zusätzlicher Schalter stellt »manuell geschaltetes Zündplus« dar.

Der dritte Lösungsvorschlag richtet sich auch eher an die Bastler, denn hier muss eine neue Leitung gezogen und angeschlossen werden.

Deeplink Warum überhaupt der Aufwand?

Klar, man könnte einfach den Eingang vom Zündplus auch mit Dauerplus belegen und das Radio auch einfach per Druck auf den Einschaltknopf Ein- und Ausschalten. Aber das ist manchmal kleine Option – es gibt nämlich zwei ungünstige Fälle:

Variante 1: Die Batterie wird leergesaugt

Mein schlaues Radio von Pioneer konnte ich mit dem Knopf an der Front ausschalten. Was ich jedoch nicht wusste: Wenn ich Bluetooth aktiviert hatte, blieb das Gerät die ganze Zeit im Standby anstatt völlig stromlos zu sein. Resultat: Am nächsten Morgen war der Anlasser irgendwie »müde«. Ich habe die Ursache nicht erkannt und am zweiten Tag war dann die Batterie leergesaugt. Das Gerät von Pioneer hat sich (bei Spannung auf dem Eingang für Zündplus) nur dann vollständig abgeschaltet wenn man das Bedienteil abgenommen hat.

Variante 2: Gar kein Zündplus anlegen – doch das geht nicht bei jedem Gerät

Ich hatte früher Radios von Blaupunkt. Wenn an Zündplus keine Spannung anlag, konnte man sie per Knopfdruck aktivieren. Sie haben sich dann automatisch nach einer Stunde selbst wieder abgeschaltet. Für Kurzstrecken wäre das ja auch noch eine aktzeptable Lösung. Aber nicht alle Geräte lassen sich manuell einschalten wenn auf Zündplus keine Spannung anliegt. Dann muss man wieder Dauerplus zusätzlich anschließen – und merkt erst ob das Radio wirklich »keinen Saft zieht« wenn nach mehreren Tagen ohne Fahrt die Batterie noch den Anlasser drehen lassen kann.

Deeplink Erster Lösungsansatz: Emulator für Zündplus verbauen

Mit »Zündplus-Emulator« wird ein Bauteil bezeichnet, welches anhand von Informationen eine Leitung mit Spannung belegt. Die dafür verwendeten Informationen sind entweder der Spannungsanstieg bzw. die Schwankungen der Spannung wenn der Motor läuft oder aber es wird direkt der CAN-Bus überwacht. Beide Varianten im Vergleich (inklusive Links zu entsprechenden Produkten bei Amazon):

BezeichnungPreisFunktion sowie Vor- und Nachteile
Radio Zündung Simulator Plus 12V26,99 €
(inkl. Versand)
Einfaches Bauteil welches versucht anhand der Spannungsschwankungen auf der Plusleitung zu »Lernen« wann das Fahrzeug im Betrieb ist bzw. die Zündung eingeschaltet ist.

Vorteil
• Sehr günstig in der Anschaffung

Nachteile
• Einige dieser Produkte sind nicht sonderlich zuverlässig
• Das Set muss noch per Crimpen in den Kabelbaum zum Radio integriert werden
Baseline Connect BV-303 – CAN Bus Interface49,90 €
(inkl. Versand)
Gekapselte Elektronik, welche tatsächlich den CAN-Bus überwacht und bei »aktivem Bus« die Leitung vom Zündplus mit Spannung belegt.

Vorteile
• Kann direkt eingesteckt werden, kein Crimpen oder Löten notwendig
• das GALA (Lautstärkeanpassung) kann genutzt werden (sofern das Radio dies unterstützt)
• Markenprodukte sind sehr zuverlässig

Nachteile
• deutlich höherer Preis
• relativ großer Kasten, welcher zusätzlich noch Platz hinter dem Radio finden muss (beim Golf V eigentilch kein Problem)

Die Bastler werden vermutlich zur günstigeren Variante greifen und so ein paar Euro sparen. Wer lieber einfach nur zusammenstecken will ohne Lötkolben oder Crimpzange bemühen zu müssen ist mit einem Adapter wie dem verlinkten Modell von Baseline besser bedient.

Deeplink Zweiter Lösungsansatz: Einen kleinen Schalter verbauen

Die von mir in meinem Golf V umgesetzte Lösung ist vermutlich von den Kosten her unschlagbar: Einfach einen Schalter für ein paar Cent kaufen und schon hat man ein »manuell geschaltetes Zündplus« – unabhängig davon ob man die Zündung eingeschaltet hat oder nicht.

Ich hatte die gleiche Lösung schon vor Jahren bei meinem VW Bus verbaut damit ich auf dem Campingplatz via Zweitbatterie Radio hören kann ohne das der Zündschlüssel im Schloss stecken muss. Daher habe ich nicht lange überlegen müssen, mir einen kleinen Schalter gekauft und ihn eingebaut. So sieht das Resultat aus:

Kleiner Schalter mit roter LED in der Ablage
Kleiner Schalter mit roter LED in der Ablage
Die drei Anschlüsse vom Schalter
Die drei Anschlüsse vom Schalter


Ich habe einfach in die Ablage unterhalb vom 1-DIN-Radio[1] einen kleinen Schalter gesetzt, welcher mit einer roten LED seinen Status mitteilt: Leuchtet er, ist das »manuelle Zündplus« geschaltet. Leuchtet er nicht, ist die Leitung unterbrochen.

Daher hat er auch drei Anschlüsse auf der Rückseite: Masseverbindung für die LED (schwarz), Stromversorgung Ein- und Ausgang (rot). Natürlich braucht man keinen Schalter mit LED nehmen, ich habe das aber ganz nützlich gefunden.

BezeichnungPreisFunktion sowie Vor- und Nachteile
Wippschalter 1-polig schwarz beleuchtet LED rot 12V / 16A1,59 €Schalter wie ich ihn verbaut habe mit roter LED als Anzeige vom Schaltzustand
TOOGOO(R) 2 Stück Wippschalter On/Off1,78 €Wippschalter ohne Beleuchtung (2 Stück)

Den Einbau habe ich natürlich auch mit ein paar Bildern dokumentiert, sie sind eigentlich selbsterklärend, daher fasse ich mich beim Text kurz.

1-DIN-Radio mit Ablagefach im Golf V
1-DIN-Radio mit Ablagefach im Golf V
Der Wippschalter (auf Platzsuche)
Der Wippschalter (auf Platzsuche)


Die Verkabelung ist auch einfach gelöst: Ich habe einfach das Dauerplus abgegriffen, welches vorhanden ist. Dies führe ich über den Schalter zum ISO-Stecker an den Kontakt, welcher für Zündplus vorgesehen ist.

Betätige ich den Schalter liegt dort dann Spannung an und das Radio schaltet sich ein. Unterbreche ich mit dem Schalter die Verbindung, geht das Radio aus.

Für die Bohrung ausgebautes Ablagefach
Für die Bohrung ausgebautes Ablagefach
Großen Bohrer wählen (den Rest feilen)
Großen Bohrer wählen (den Rest feilen)


Der Einbaudurchmesser ist etwa 19 mm. Wer keinen 19 mm Bohrer hat (werden wohl die wenigsten daheim herumliegen haben) kann einfach einen möglichst großen (Holz)Bohrer und eine Rundfeile verwenden. Einfach einmal Bohren und dann in aller Ruhe die Bohrung so lange vergrößern bis der Schalter hinein passt.

Damit der Schalter sich nicht verdreht ist auch noch eine kleine Nase vorhanden. Die kannin der Ablage beispielsweise mit einer Schlüsselfeile[2] herausgearbeitet werden.

Das in die Ablage gebohrte Loch
Das in die Ablage gebohrte Loch
Mit der Feile auf die richtige Größe gebracht
Mit der Feile auf die richtige Größe gebracht


Wie man den Schalter anschließt ist auch einfach erklärt: Man greift sich am ISO-Stecker die Leitung vom Dauerplus ab (teilweise sind diese schon als Y-Weiche bei den ISO-Adaptern ausgeführt) und führt sie zum Schalter. Vom Schalter geht die Leitung dann weiter auf den ISO-Stecker, welcher ins Radio eingesteckt wird (alternativ in den Adapter von ISO auf den herstellereigenen Anschluss am Gerät).

Deeplink Dritter Lösungsansatz: Zündplus woanders abgreifen

Wer einen Golf V ab Modelljahr 2006 gekauft hat, hat Glück: Dort ist der Zigarettenanzünder mit Zündplus beschaltet. Man kann sich daher relativ einfach dort mit einem Kabel das Zündplus für das Nachrüst-Radio besorgen.

Wer einen Golf V bis einschließlich Modelljahr 2005 hat, der wird am Zigarettenanzünder leider Dauerplus finden – sofern alles noch so ist wie er ab Werk zusammengebaut wurde.

Findige Bastler legen den Anschluss für den Zigarettenanzünder auf Zündplus um und wenn das Fahrzeug dann weiterverkauft wird freut sich der nächste Besitzer (oder wundert sich das alles schon läuft wie es soll).



Kommentare

Dieser Beitrag hat noch keine Kommentare erhalten.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.

Name *
E-Mailadresse *
Website


Kommentar *

Ein * markiert Felder mit Pflichtangaben.